Spielerisch Notenlesen lernen – mit Apps

Matthias Krebs | 6. April 2022

In diesem Beitrag geht es um das Thema spielerische Lern-Apps und im Besonderen um eine Auswahl an Apps zum Notenlesen lernen. Ausgangspunkt ist eine explorative Studie von Aurelia Georgiou (Masterarbeit), die Aspekte der unterrichtlichen Nutzung von Apps anhand von Unterrichtserfahrungen einer Gruppe von Lehrkräften an einer Musikschule untersuchte. Eine nähere Darstellung der Erkenntnisse daraus ist als Zeitschriftenartikel in der Fachzeitschrift üben & musizieren 2/2022 (Link zum Beitrag) erschienen. Dieser Blogbeitrag baut darauf auf und inkludiert neuere Recherchen und Ergebnisse aus Austauschtreffen mit Musikschullehrkräften.

Der Beitrag ist eine Zusammenarbeit von Aurelia Georgiou und Matthias Krebs.

Inhaltsverzeichnis (mit Sprungmarken):

// Der Kommentarbereich dieses Beitrags bietet ein Forum zum Erfahrungsaustausch von Lehrkräften.

Spielerisches Lernen

Um die Bildungsrelevanz von Spielen zu diskutieren, ist eine Klärung dessen, was mit Spiel gemeint ist, unumgänglich. Das Spielerische lässt sich anhand von sieben Aspekten knapp umreißen: Fantasie(welten), Regeln, audio-visuelle Gestaltung, Herausforderung, Reiz des Neuen, Kontrolle und Handlungsgeschichte (vgl. Garris et al. 2002: 447 ff.). Roger Caillois (2017) unterscheidet vier Idealtypen: das nachahmende Spiel (Mimikry), den Wettkampf (Agon), das Glücksspiel (Alea) und das Rausch-Spiel (Illinx). Trotzdem ist das Phänomen Spiel nicht leicht zu fassen und Unterscheidungskriterien zu anderen Alltagshandlungen (z. B. zum Arbeiten, Feiern oder Lernen) bieten leider nur auf den ersten Blick einen Orientierungswert (vgl. Jörissen 2009): So sind manche Spielformen durch Spielziele strukturiert, andere nicht; manche Spiele haben festgelegte Choreographien oder sind an bestimmte Räume und Gegenstände gebunden, andere frei davon etc.

Für viele Pädagog:innen von Bedeutung ist, dass Spiele Experimentierwelten anbieten, die sich unmittelbar aus dem „Als ob“-Charakter ergeben. Dabei befinden sich Spielende gleichzeitig in zwei verschiedenen Welten, deren Symbole und Regeln auf komplexe Weise aufeinander Bezug nehmen. Darüber hinaus findet beim Spielen ein Lernprozess statt, indem auf verschiedene Anforderungen Lösungen entwickelt und erprobt werden.

Digitale Spiele erweitern den Phänomen- und Handlungsbereich und bringen neue Potenziale sowie Herausforderungen für Bildungskontexte. Vielfach fühlen sich Lehrkräfte hilflos und überflüssig, wenn sie beobachten, wie für Spieler:innen in alltäglichen Situationen das soziale Umfeld und die physische Welt plötzlich in den Hintergrund rücken. Andererseits liegt nicht zuletzt in diesem Distanzierungsmoment, das kreativen und subversiven Prozessen Raum gibt, die Relevanz für Lern- und Bildungsprozesse (vgl. Jörissen 2009).

Bezugnehmend auf die Gestaltung von Lernumgebungen fällt häufig der Begriff Gamification, womit die Integration von Elementen (Spielmechaniken) aus (digitalen) Spielen beschrieben wird (vgl. Barth & Ganguin 2018). Grundlage sind hierbei kognitivistische Konzepte aus der Verhaltenspsychologie. Doch hat sich gezeigt, dass die mit den digitalen Spielen verbundenen Mechanismen bei der Gestaltung von Lernumgebungen höchst voraussetzungsvoll sind. Was Gamification ausmacht, geht über die Vergabe von Punkten, Abzeichen und Highscore-Listen hinaus: Um intrinsische Motivation zu erreichen, kann z. B. auch entscheidend sein, Kooperationsmöglichkeiten und Formen der Präsentation von Lösungsansätzen zu ermöglichen. Der soziale Faktor (z. B. dass ich sehe, wie erfolgreich Freund:innen sind, oder dass ich mit ihnen in Konkurrenz treten kann) kann ebenso von Bedeutung sein, wie ein aussagekräftiges Feedback. Hierbei wird deutlich, wie eng verzahnt spielerische Elemente mit dem Lerngegenstand sein müssen, damit das musikalische Lernen gefördert wird. Auch Faktoren wie Belohnung, Entscheidung, Herausforderung, Erzählung und Fortschritt können das Lernen beeinflussen, stellen das Design von digitalen Lernumgebungen gleichzeitig vor hohe Anforderungen (siehe auch weiter unten: pädagogische Reflexion).

Noten lesen

Im Unterschied zu vielen Musikpraktiken, die in informellen Bildungskontexten angeeignet werden, haben im Kontext formaler Bildung Notenlesekompetenzen nach wie vor eine zentrale Bedeutung und stellen eine Richtgröße der Lehrpläne an Musikschulen dar. Bezogen auf die abendländische Musiktradition wird unter dem Begriff Notenlesen gemeinhin die Dechiffrierung der Notenschrift zur Reproduktion von Musik verstanden, die seit dem 17. Jahrhundert bis heute als Kanon besteht.

Knapp auf den Punkt gebracht, beinhaltet die Grundkompetenz des Notenlesens das Erkennen von 1) Tonhöhen bzw. Tonabständen sowie von 2) Tondauern und rhythmischen Strukturen. Diese Fertigkeiten müssen wie andere Fertigkeiten auch geübt bzw. trainiert werden.

Didaktisches Design und Einsatz im Unterricht

Spielerisches Lernen mit Apps im Unterricht meint hier eine Kombination von spielerischen Aktivitäten und der Unterstützung durch Lehrkräfte oder leitende Lernziele.

Die hier im Folgenden vorgestellten Apps zum Trainieren des Notenlesens sind in den gängigen App-Stores für Smartphones und Tablets verfügbar. Viele möchten in ihrer grafischen Darstellung Kinder ansprechen und kosten um die 5 €. Das Vermittlungskonzept ist auf den behavioristisch-kognitivistischen Ansatz limitiert: Sie sind zusammenfassend am ehesten mit Vokabeltrainern vergleichbar; es werden simple Aufgaben ohne große methodische Varianz gestellt und das richtige Ergebnis wird belohnt. Die didaktischen Möglichkeiten, die sich Lehrkräfte von Software als multimedialer Lernwelt erhoffen, werden nicht ausgeschöpft – vielmehr werden sie als limitiert beschrieben, wobei als Vergleich häufig allgemein „soziale Lehrpersonen“ oder „richtiger Unterricht“ als Kontrapunkt herangezogen werden. Auch das Gaming-Potenzial der Apps erscheint insgesamt eher begrenzt, wenn man die Apps mit populären Games vergleicht.

Warum sich ihnen dann zuwenden? Welche als didaktisch „sinnvoll“ wahrgenommene Rolle lässt sich anhand der Beobachtungen von Lehrkräften rekonstruieren?

Aus der explorativen Studie zum Unterrichtseinsatz von Apps hat sich anhand einer Zusammenschau der Interviews folgendes Bild ergeben: Die inhaltliche und strukturelle Übersichtlichkeit der untersuchten Apps ermöglicht es, sie flexibel in unterrichtlichen Situationen einzusetzen:

  • Da sie häufig nur rudimentäre eigene oder ausbaufähige Spielhandlungen (im Sinne von Geschichten, handelnden Personen etc.) bieten, können sie von der Lehrkraft z. B. durch eine konkrete Aufgabenstellung re-kontextualisiert werden.
  • Ebenso bieten die Apps häufig keine oder nur auf wenige Punkte fokussierte Hinweise zur optimalen Realisierung der Aufgaben – somit ist die Lehrkraft als Coach gefragt, um Strategien zu vermitteln, systematische Fehler zu erkennen und effektive Lösungswege zu finden.
  • Außerdem moderiert die Lehrkraft die Übertragung der trainierten Inhalte auf die Musizierpraxis.

Werden die Lern-Apps also nicht als abgeschlossenes System, sondern vielmehr als Bestandteil einer dynamischen Konstellation von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren verstanden, eröffnen sich neue, lernförderliche Erfahrungsräume für musikalische (soziale) Aspekte. Apps bieten hierbei ein (Spiel-)Material, das auf spielerische Weise in den Unterricht integriert werden kann.

Typen und Beispiele zum Erkennen von Tonhöhen

Im Hinblick auf die unterrichtlichen Integrationsmöglichkeiten der Apps haben sich vor allem die Unterschiede in Bezug auf die Eingabe- und Abfragemodi als relevant herauskristallisiert. Sie werden im Folgenden in vier Typen kategorisiert und dienen als Grundlage der Systematik der Fallbeispiele.

Übersicht der verschiedenen Abfragemodi. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Die meisten der untersuchten Apps lassen sich für eine Bandbreite an Instrumenten nutzen. Für Gesang gibt es bei der Tonhöhenerkennung eine Besonderheit, da Sänger:innen die Intervalle zwischen den Noten statt der eigentlichen absoluten Tonhöhen lesen.

Im Anschluss an die Vorstellung von interessanten Fallbeispielen, findet sich eine Reflexion zu den vier Typen.

1. Einzeltöne a) benennen bzw. b) einer Griffbilddarstellung zuordnen

Hier wird die Tonhöhe als Zuordnung einer Position im Liniensystem in Abhängigkeit vom Notenschlüssel, z. T. mit etwaigem Versetzungszeichen, als Notenname oder Griffbilddarstellung abgefragt.

  • NGM Kids (iOS & Android)
    • In der Spielewelt eines Ninja-Helden können Spielende in vier Leveln, bei denen sich Anzahl und Ambitus der abgefragten Noten erhöht, im Single-Choice-Modus trainieren. Am Ende einer Spielrunde wird der Ninja-Held je nach Leistung mit einem Gürtel in entsprechender Farbe ausgezeichnet. Es können eigene Levels mit frei gewähltem Tonvorrat erstellt werden; außerdem gibt es zu jedem Level die Möglichkeit, sich in einer Selbstlernumgebung ohne Zeitdruck selbst abzufragen. In der „Class Games”- bzw. „Studio Games”-Version können mehrere Spieler:innen angelegt werden, die in Highscore-Listen miteinander verglichen werden können. Hinweis: NGM Kids ist in englischer Sprache, daher wird der Ton „h” als „b” benannt.
    • Mehr Infos und Download der App NGM Kids: http://www.ningenius.net/classic-app.html

  • Jungle Music (Android)
    • In der Spielewelt des Chamäleons werden innerhalb der Spielrunden die Noten als Fliegen symbolisiert, die das hungrige Chamäleon verspeist, sobald die Noten auf dem Mobilgerät korrekt benannt wurden. Innerhalb des fein abgestuften Lernpfads erhöht sich der Ambitus der abgefragten Noten, außerdem müssen die Spielenden mit steigenden Levels die abgefragten Noten schneller erkennen können. Die Jungle Music App gibt es in drei Versionen: eine kostenfreie Einstiegsversion, die Normal-Version und eine Pro-Version für Lehrkräfte. In allen Versionen können alle Schlüssel trainiert werden, zudem können in der Pro-Version zusätzlich bis zu 70 Spieler:innenprofile angelegt sowie eigene Levels erstellt werden. Die Noten können entweder in Solmisationssilben oder mit englischer oder deutscher Bezeichnung angezeigt werden.
    • Mehr Infos und Download der App Jungle Music: http://zecortex.free.fr/jungle-music-app/index-de.html

2. Zusammenhängende Töne a) benennen bzw. b) einer Griffbilddarstellung zuordnen

Die Notennamen mehrerer Tonhöhen werden hintereinander abgefragt. Ist ein Referenzton bekannt, können die folgenden Tonhöhen hergeleitet werden.

  • Mozart 2 Pro (iOS)
    • Auf einer Notenzeile fliegen die zu lesenden Noten von rechts nach links über den Bildschirm. Bevor eine Note den linken Bildschirmrand erreicht hat, muss der:die Spielende sie korrekt auf dem Eingabefeld eintippen, um nicht an „Spielleben” zu verlieren. „Aktionsnoten” mit Zusatzpunkten oder sich verändernder Position etc. bringen Spannung ins Spiel. Im Laufe der fein abgestuften Levels, die nach Tonarten gespielt werden können, erhöhen sich Ambitus und Spieltempo. Die Highscore-Liste bietet Spielenden zudem Vergleichsmöglichkeiten.
    • Mehr Infos und Download der App Mozart 2 Pro: https://rogame.com/d/ios/mozart.html // https://apps.apple.com/de/app/mozart-2-pro/id1049822737

3. Einzeltöne auf einem Instrument spielen

Hierbei wird die Tonhöhe als Zuordnung einer Position im Liniensystem in Abhängigkeit vom Notenschlüssel (z. T. mit etwaigem Versetzungszeichen) am physischen Instrument abgefragt. Das Training per Mikrofon-Eingabe ist übungsbedürftig.

  • Note Rush (iOS & Android) und Noten lesen (iOS)
    • Die:Der Spielende soll auf dem physischen Instrument Einzeltöne auf Zeit wiedergeben, die per Mikrofon des Mobilgeräts abgeglichen werden. Es gibt vier bzw. fünf Levels, bei denen der Ambitus (bei Note Rush auch die Anzahl) der abgefragten Noten steigt; eigene Levels mit frei gewähltem Tonvorrat können ebenfalls erstellt werden. Bei Noten lesen lassen sich alle gängigen Instrumente einstellen, Note Rush hingegen sollte vorab getestet werden, da einige Instrumente nicht gut von der App erkannt werden (z. B. Harfe oder Posaune). Hinweis: Note Rush ist in englischer Sprache, daher wird der Ton „h” als „b” benannt.
    • Mehr Infos und Download der App Note Rush: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.TGSoftware.NoteRush&hl=de&gl=DE // https://apps.apple.com/de/app/note-rush-music-reading-game/id1083801827

4. Zusammenhängende Töne auf einem Instrument spielen

Auf dem physischen Instrument werden mehrere Tonhöhen hintereinander abgefragt. Ist ein Referenzton bekannt, können die folgenden Tonhöhen hergeleitet werden.

  • TunyStones (iOS & Android)
    • In 126 aufeinander aufbauenden Levels begeben sich die Spielenden mit dem Spielhelden Tuny auf eine Reise. Sie findet an einem Flusslauf statt. Zur Fortbewegung springt Tuny dabei von Stein zu Stein, die die zu spielenden Noten symbolisieren. Enthalten sind einige bekannte Melodien wie Beethovens „Ode an die Freude”. Im Laufe des Spiels steigen Anzahl und Ambitus der abgefragten Noten und die Intervalle zwischen den Noten werden größer. Zusätzlich können über 60 eigene Levels (bzw. Stücke) erstellt und gespeichert werden, die sich neben dem personalisierten Notenlesetraining auch dafür eignen, erste Kompositionsversuche mit den Schüler:innen zu unternehmen. Hinweis: Die App ist ausschließlich für den Klavierunterricht konzipiert.
    • Mehr Infos und Download der App TunyStoneshttps://tunystones.com/

Pädagogische Reflexion

Die Unterscheidung der Apps anhand der darin realisierten Eingabe- und Abfragemodi lässt Rückschlüsse auf die unterrichtlichen Integrationsmöglichkeiten zu. Beim ersten Typ (Einzeltöne benennen bzw. einer Griffbilddarstellung zuordnen) stehen vor allem monokausale Anreizstrukturen im Vordergrund, die durch ein Belohnungssystem geschaffen werden. Das Punktesystem bietet hierbei vor allem ein Orientierungssystem an. Der Einsatz dieser Apps, die dem „Drill and Practice”-Prinzip zugeordnet werden können, ermöglicht einerseits eine flexible Integration in den Unterricht (und auch für zu Hause), andererseits erscheint dieses Prinzip bei näherer Betrachtung problematisch: Es vermittelt „eine einfache Botschaft: Lernen hat keinen Wert für dich – sondern durch die Belohnung, die du dadurch erhältst, und den Wettbewerb mit anderen. Gewinnen wird wichtiger als lernen“ (Wampfler 2022). Es kann beobachtet werden, dass diese Form der Gamification eher wenig Motivation für das Thema Notenlesen bietet: Die Schüler:innen entwickeln eher Strategien, um die Logik der Punktevergabe und des Wettbewerbs für sich zu nutzen. Wofür die Punkte tatsächlich vergeben werden, wird zur Nebensache.

Dies spricht nicht allgemein gegen Gamification (und Apps vom ersten Typ), jedoch hebt diese Betrachtung eine pädagogisch reflektierte Integration und Kontextualisierung solcher Apps hervor. Auch wenn die Schüler:innen bei der Absolvierung der Lernaufgaben auf den ersten Blick höchst engagiert wirken, so erscheinen Lerneffekte bezüglich der Notenlesefertigkeiten ohne eine pädagogische Einbindung wenig ausgeprägt.

Bei Apps, die den anderen Typen zugeordnet werden können, erscheint die Verbindung zur Notenlesekompetenz stärker ausgeprägt zu sein. Hier werden durch Computerspiel-Elemente Strukturen geboten, die Lernfortschritte sichtbar machen, selbstorganisiertes Lernen durch z. B. Level-Strukturen unterstützen und variierende Settings bieten, in denen Schüler:innen bestimmte Inhalte mit unterschiedlichen Gewichtungen von Teilaspekten üben können.

Konkrete Vorschläge zum unterrichtlichen Einsatz von Apps finden sich in diesem Beitrag:

==> Spielerisches Lernen mit Apps im Vokal- und Instrumentalunterricht

 

Apps zum Erkennen bzw. Lesen von Tondauern bzw. Notenwerten und rhythmische Strukturen

Hier einige Beispiele für Apps, bei denen man das Erkennen und Lesen von Tondauern sowie rhythmische Strukturen lernen kann:

 

Weitere interessante Apps zum Notenlesen bzw. Blattlesen Üben

Insgesamt findet sich auch eine didaktisch interessante Auswahl an Apps, die sich an fortgeschrittene Nutzende richten und weniger eng gefasste Nutzungsrahmen bieten, um Blattsingen und -spielen trainieren zu können. Die methodische Vielfalt und Einstellungsmöglichkeiten gehen dabei mit erhöhten Anforderungen an Kompetenzen zum selbstorganisierten Lernen einher. Die folgenden Apps bieten teilweise auch Kombinationen der Eingabe- und Abfragemodi an.

Erfahrungsaustausch

Ausdrücklicher Wunsch und große Hoffnung ist, dass diese Übersicht durch Fragen sowie eigene Erfahrungen, Beispiele und Links von den Leser:innen dieses Beitrags ergänzt wird.


8 Antworten zu “Spielerisch Notenlesen lernen – mit Apps”

  1. Perter T. sagt:

    Vielen Dank Frau Georgiou und Herr Krebs für diese vielfältige Übersicht.
    Ich habe zwar nur die Demo angeschaut, jedoch finde ich den Ansatz von https://www.earz.eu/de/ ganz interessant. Es ist eine umfangreiche Sammlung an Gehörbildungsaufgaben (auch Noten lesen), die sich für einen unterrichtsbezogenen Einsatz eignen. Man kann EARZ als App aber auch im Browser nutzen. Damit ist der Einsatz sehr flexibel, da die Kids nicht extra erst eine App installieren müssen.

  2. Vielen Dank für den spannenden und umfassenden Beitrag! Auch ich konnte in der Praxis durchaus positive Erfahrungen mit Noten-Lern-Apps sammeln. Einerseits als methodisches Werkzeug im heterogenen Gruppenunterricht und andererseits als Werkzeug in Kombination mit dem Instrument im Einzelunterricht. Interessant war zu beobachten, dass die Lernenden ein unmittelbares Feedback einer App anders aufnehmen als das Feedback der Lehrperson!
    Dadurch entstehen spannende neue Unterrichtssituationen die den Rollenwechsel weg vom Wissensvermittler hin zum Coach und Begleiter ermöglichen. Welche Erfahrungen habt ihr diesbezüglich gemacht?

    • Lieber Benedikt,

      ja, dass sich die Rolle der Lehrkraft im Zusammenhang mit dem Einbezug von solchen Apps verändern kann, haben auch einige Lehrkräfte in der Interview-Studie beschrieben. Davon handelt auch einen Absatz in dem Zeitschriftenartikel (oben verlinkt). Hinzufügen würde ich, dass so eine App in interaktiver Nutzung als Akteur wahrnehmbar werden kann und ja, dadurch werden Rollen neu verhandelt. Z.B. gibt die App nun Feedback (richtig/falsch) und die Lehrkraft unterstützt vielleicht eher durch Reflexionsfragen oder Hinweise zur Strategiefindung.

  3. Karsten Degner sagt:

    WOW, vielen Dank für diese Sammlung an Apps. Ich empfehle manchen meiner SchülerInnen auch einfach die Detmold Music Tools (https://detmoldmusictools.de/index.php?cmd=courseManager&mod=course&action=learn&courseId=47). Das ist eine interaktive Webseite, die einfach im Safari oder GoogleChrome läuft. Nix weltbewegendes aber für manche ganz nützlich.

  4. Annina sagt:

    Danke für die vielen Tipps und Ausführungen dazu!
    Bin im Store noch über diese App gestolpert. Daran finde ich toll, dass man einzelne Töne gezielt auswählen kann und die Eingabe mit dem Instrument erfolgen kann – ausprobiert mit Bass, Blockflöte, Gitarre und Klavier – funktioniert super!
    https://apps.apple.com/de/app/noten-lesen/id1049049299

  5. Manou Liebert sagt:

    Hallo Matthias, ich bin ein großer Fan von Flashnote Derby: https://flashnotederby.com/
    Ein grosser Vorteile ist, dass man die Auswahl der zu lernenden Noten an das zu übende Stück anpassen kann. Hinterher werden bei Fehlern die korrekten Antworten noch einmal ohne Zeitdruck gezeigt. Das erhöht den Lerneffekt und weckt den Ehrgeiz. Bei den verschiedenen Skins ist für jedes Kind was dabei. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das „Wettrennen“ seine Faszination auch bei älteren Schülern (bis ca. 13/14) nicht verliert. Die MIDI-Funktion für das Beantworten habe ich noch nicht ausprobiert. es gibt auch eine Lehrer/Schüler-Funktion, die ich ebenfalls noch nicht ausprobiert habe. Der Nachteil ist, dass die App 5 Euro kostet.

  6. Ralf Schmuck sagt:

    Hallo,

    lieber Matthias, wie schon per Mail angekündigt, schreibe ich hier mal meine Erfahrungen zu einigen Apps rein. Evtl. helfen die ja auch einigen Blechbläser-Kolleginnen.

    Ich habe einige Apps ausprobiert und für mich als Blechbläser einige Kritikpunkte gefunden.

    Bei den meisten Apps wird der Fokus auf eine Klaviertastatur gelegt. Das hilft meinen Schülerinnen und Schülern nicht weiter. Die kennen in der Regel als Blechbläser keine Klaviatur.
    Ich habe folgende Apps ausprobiert:

    Tuny Stones:
        nette Idee
        aber Fixierung auf Klaviatur
        nicht in B (transponierend) – verwirrt die Schüler (ein C bei uns klingt halt anders als ein C von Klavier, Geige etc.)
        Tonumfang passt nicht zur Trompete

    Notejumper:
        auch schöne Idee, vor allem die Möglichkeit das Mikro zu nutzen, das finde ich im Grunde richtig genial
        auch hier passt der Tonumfang nicht – es wird Bass-Schlüssel benutzt, Spiel nicht nutzbar, da die zum Lösen benötigten Töne nicht erreicht werden können
        nicht in B – das verwirrt die Schüler wenn ein Schüler ein „g“ spielt und in der Notenzeile ein „f“ erscheint

    Music Crab:
        leider wieder nur Toneingabe per Klaviatur
        Benennungsproblem: im deustchen Sprachraum „h“ – in der App englische Bezeichnung „b“, zwar korrekt, verwirrt aber die Schüler

    Mussila:
        finde ich persönlich zu verspielt
        ich habe nur das Rhythmusmodul benutzt und danach die App sofort deinstalliert. Die Wiedergabe von Achtelnoten ist deutlich zu schnell = unrhythmisch. Wenn das schon nicht richtig funktioniert, dann brauch ich diese App nicht. Das kann jede Metronom-App besser

    Note Rush, Mozart 2 pro und Staffwars kann ich nicht nutzen, da sie kostenpflichtig sind und ich diese nicht auf meinem Dienstgerät installieren kann. Gerade Note Rush klingt sehr interessant. Schade, dass es keine Testversion gibt.

    So blieb dann mit etwas Frust nur „Name that Note“ übrig. Das ist ganz nett zum eigentlichen Notennamenlernen. Das ist aber in der Regel gar nicht das Problem, das können die Kids meist recht schnell. Was mir fehlt, ist eine technische, gerne auch spielerische Möglichkeit, Noten am Stück zu lesen und auf dem Instrument umzusetzen (richtige Ventile, richtiger Luftstrom, korrekte Länge). So etwas habe ich leider noch nicht gefunden.

    ****
    Ich habe gestern eine App gefunden, die mir einen jahrelangen Wunsch erfüllt. Ich suchte schon vor gut 10 Jahren eine Möglichkeit, bei Spielen eines Stückes die aktuelle Position in den Noten angezeigt bekommen. Etwa so wie bei den Keyboards mit leuchtenden Tasten 😉

    So etwas gibt es! Playscore2. Läuft auf IOS und Android. Einfach Noten fotografieren und abspielen. Geht erstaunlich fehlerfrei. Wahnsinn! Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Transponieren kann die App wohl auch. In der Freeversion habe ich es noch nicht hin bekommen, da ist der Menüpunkt ausgegraut. In der Pro-Version soll das wohl funktionieren. Jetzt muss ich nur noch meine Chef davon überzeugen, dass er die Kosten für die Software übernimmt….oder ich kaufe es selbst…

    Mit der App können meine Schüler (wenn transponieren funktioniert) ihr jeweiliges Stück einfach fotografieren, es sich anhören, im Zweifel mitspielen. Und noch besser. Sie können die Klavierbegleitungen ihrer Stücke fotografieren und sich begleiten lassen. Das „Klavier“ klingt sogar halbwegs brauchbar. Das Abspieltempo ist stufenlos einstellbar. Genau so etwas habe ich gesucht.

    • Lieber Ralf,
      vielen Dank für deine Gedanken und Ergebnisse deiner Erkundungen. Mein Denken bereichert das ungemein.
      (Wie auch an deinen Ausführungen auch deutlich wird, sind die Apps vielleicht eher als MATERIAL (wie ja auch Noten) zu sehen, die im Unterricht erst methodisch integriert werden müssen – und nicht schon einfach selbst Unterricht sind. Die Lehrkraft oder der Schüler/die Schülerin müssen eben Wege finden, wie sie von dem Angebot profitieren können. (Bei manchen Apps fällt da für manche Instrumente erstmal nix ein. Andere eignen sich da vielleicht mehr – wie im echten Leben.))

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