Gemeinsam online musizieren – Online-Musikplattformen zum Musizieren und zur kollaborativen Musikproduktion über Distanz

Matthias Krebs | 20. August 2020

In diesem Beitrag wird eine umfangreiche und strukturierte Sammlung von knapp 40 50 (der Beitrag wird laufend aktualisiert) unterschiedlichen Online-Musikplattformen vorgestellt, verlinkt und mit Videos illustriert. Sie bieten eine Bandbreite an Möglichkeiten, mit anderen Menschen über das Internet musikalisch in Interaktion zu treten. Eine nähere Erläuterung zur Systematik, die dieser Sammlung zugrunde liegt, ist unter dem gleichen Titel als aufeinander aufbauende Zeitschriftenbeiträge in den zwei Ausgaben der üben & musizieren 5/2020 (Link zum Beitrag) und 6/2020 (Link zum Beitrag) erschienen (Beitrag als pdf zum Ausdrucken).

Der dritte Beitrag zur Serie ‚Musik im Netz‘ für Musiker*innen und Musikpädagog*innen auf dieser Webseite von Matthias Krebs.

Inhaltsverzeichnis (mit Sprungmarken):

Bei den hier im Folgenden vorgestellten Beispielen wird das Internet nicht allein als Übertragungsmittel und Speicher genutzt. Die Webseiten stellen vielmehr Strukturen zur Verfügung, die als ‚Plattform‘ genutzt werden können. D.h. es handelt sich um Netzanwendungen (vergleichbar mit Programmen die vormals lokal auf einem Rechner installiert werden mussten), die es Nutzenden erlauben, direkt über einen Browser produktiv werden zu können und das auch interaktiv zusammen mit anderen Menschen (vgl. Krebs 2010). Durch den Browserzugang sind sie unabhängig davon, welches Betriebssystem man nutzt und ob man Zuhause, in der Schule, im Büro, im Studio oder sogar unterwegs arbeitet. Bei solchen Online-Musikplattformen lässt sich eine Bandbreite an verschiedenen Nutzungsweisen in der vernetzten Musikausübung von Musiker*innen diverser musikalischer Genres beobachten. Sie werden dabei nicht allein für professionelle Zwecke und für Kunstprojekte genutzt, sondern auf Grundlage ihrer Zugänglichkeit und Verbreitung als zum Teil kostenlose Varianten auch zunehmend in musikpädagogische Kontexte eingebunden.

Hoffnung ist es, dass dieser Blogbeitrag Leser*innen und Akteur*innen inspiriert, neue Perspektiven aufzeigt und dabei unterstützt, auf künstlerische Weise die spezifische Ästhetik digitalisierter Formen des Musikmachens zu erkunden. Dafür lohnt es, sich auf das Spezifische des Digitalen einzulassen, das gemeinsame Handeln zu reflektieren und erste Ergebnisse nicht vorschnell in einen direkten Vergleich mit lange Gewohntem zu führen. Darüber hinaus versteht sich dieser Beitrag als ein kollektives Projekt, bei dem Tipps, Erfahrungen, Fragen und Überlegungen von Lesenden als Wissenserweiterung und Aktualisierung eine wichtige Rolle spielen sollen. Beteiligen Sie sich also gern, die hier angefangene Sammlung zu aktualisieren und steuern sie im Kommentarbereich eigene Beiträge und Links bei. Schildern Sie, z.B. welches Setup sich für Ihr online Musizieren bewährt hat oder beschreiben Sie interaktive Unterrichtsprojekte. Nicht zuletzt soll mit dem Beitrag vor allem JETZT (in Zeiten der Corona-Krise) ein frei zugänglicher Wissenspool zum Thema ‚gemeinsam online Musik machen‘ geboten werden.

Die Recherche von Netzangeboten bei einem solchen Vorhaben ist mühsam zumal von vornherein klar ist, dass jede Link-Sammlung chronisch unvollständig sein muss: Einerseits erscheinen immer neue Musik-Plattformen, andererseits sind manche nach einiger Zeit unbrauchbar, verschwinden oder ihre Erscheinungsweise und Funktionalität verändert sich entscheidend. Die offene Form eines Blogbeitrags mit den kollektiven Ergänzungsmöglichkeiten durch Kommentare scheint für das Vorhaben einer sich stetig aktualisierenden und erweiternden Sammlung an Online-Musikplattformen sowie für den Austausch von damit zusammenhängenden Projekterfahrungen angemessen.

Diese Online-Version des Beitrags bietet den Vorteil, dass neben Links zu den vorgestellten Webseiten auch Videos integriert werden konnten. Die Auswahl an Videos kann in erster Linie dazu dienen, einen ersten Eindruck von der Musikplattform zu gewinnen. Es lohnt sich aber zusätzlich nach der jeweiligen Plattform z.B. auf YouTube zu suchen, um sich weitere Nutzungsmöglichkeiten zu erschließen.

Hintergründe zur Systematik

Vorgestellt werden knapp 40 Musikplattformen, die zur leichteren Orientierung klassifiziert wurden. Die im Folgenden vorangestellte Typisierung von Online-Musikplattformen, die sich zum gemeinschaftlichen Musikmachen eignen, ist als Strukturierungshilfe gedacht, um bei der Vielfalt an Funden im Netz einen Überblick zu bieten. Die Typisierung geht von vier Grundtypen kultureller Praktiken im Netz aus, die auf Kollaboration ausgerichtet sind:

  1. Das Netz als Proberaum (Gemeinsames Musizieren)
  2. Das Netz als Konzertbühne (Synchronisiertes Musik-Erleben)
  3. Das Netz als geteiltes Produktionstool (Kollaboratives kompositionsorientiertes Musikmachen)
  4. Das Netz als Forum (Sich sprachlich Austauschen)

Da bislang keine Klassifizierung dieser Art existiert, wurde die hier verwendete induktiv aus Einzelanalysen entwickelt. Ausgangspunkt für die Unterscheidung von Online-Musikplattformen sind folgende Fragestellungen: Welche unterschiedlichen Handlungsweisen lassen sich im Netz finden, um gemeinsam mit anderen Menschen musikalische Prozesse zu realisieren? Wie gestaltet sich die klang- und musikbezogene Interaktion zwischen Beteiligten? Es geht also um die Differenzierung netzspezifischer Handlungsformen in der Musikausübung sowie um die Unterscheidung charakteristischer Interaktionsformen auf Online-Plattformen, die es ermöglichen, dass mehrere Menschen an gemeinsamen Projekten im Dialog beteiligt sind. Dabei setzt Dialog voraus, dass die Beteiligten in eine Beziehung treten wollen und äußert sich als ein Wechselspiel von Verhaltensabsichten.

Typisierung von Online-Musikplattformen anhand ihrer Interaktionsformen und zentralen Praktiken.

Die Einstufung der einzelnen Online-Musikplattformen nach diesem Schema ist in erster Linie als Strukturierungshilfe gedacht. Daher wurde auf eine aufwändige empirische Methode zur Quantifizierung verzichtet. Für die im Folgenden dargestellte Sammlung an Online-Musikplattformen sind vor allem zwei Aspekte als zentrale Auswahlkriterien für die Beispiele entscheidend:

  • Die Rolle des Internets geht über das Versenden oder Verfügbarmachen von Dateien hinaus.
  • Es haben sich Strukturen etabliert, die von mehreren Personen dazu verwendet werden, dialogisch miteinander zu interagieren.

Somit werden in diesem Beitrag nur Plattformen aufgeführt, die Funktionen zur dialogischen Interaktion bieten, dh. auf denen Bedingungen zur Verfügung stehen, welche die Herstellung und Pflege von Beziehungen innerhalb von Nutzergruppen ermöglichen.

  • Andere interessante musikbezogene Beispiele, die zwar im Browser auf einem Computer, Smartphone oder Tablet genutzt werden können, jedoch keine Möglichkeiten zur Netzkommunikation bzw. dialogischen Interaktion im Netz bieten, finden sich hier: Online-Musikplattformen.

Zusammenfassen: Im Folgenden sollen also Online-Musikplattformen im Zentrum stehen, die es Menschen ermöglichen, kollaborativ-interaktiv in Austausch zu kommen, wobei das Netz als ‚Vermittler‘ fungiert, d.h. ganz im Sinne eines Mediums eine starke konstitutive Leistung für den Prozess, das Produkt und die gegenseitige Wahrnehmung vollbringt (vgl. Tholen 2005). Daher werden hier Beispiele aufgeführt, in denen der Netzbezug der musikalischen Handlungsweisen derart ausgeprägt ist, dass die Bedingungen des Netzes die Gestaltung der Musik (mit-)prägt (vgl. Föllmer 2005:203).

Die vier Typen von Online-Musikplattformen im Überblick – Ergebnis einer Art Feldforschung

Die Auswahl der zu betrachtenden Formen und konkreten Beispiele an Online-Musikplattformen geschieht unabhängig davon, ob sie sich popmusikalischen Genres, experimenteller Musik oder der ‚klassischen‘ Kunstmusik zuordnen lassen und ist unabhängig von Qualitätsurteilen.

 


1.) Das Netz als Proberaum (Gemeinsames Musizieren)

Online-Plattformen zum gemeinsamen Musizieren sind die technische Königsdisziplin. Hier lassen sich zwei Unterkategorien in Bezug darauf, welche Daten zur Ermöglichung der Interaktion übertragen werden, unterscheiden:

  • A: Interaktion via Audio/Video-Übertragung: Plattformen, die es ermöglichen, dass man wie bei einem Video-Chat eine audiovisuelle Verbindung herstellt.
  • B: Interaktion via Übertragung von Steuerdaten: Plattformen, die eine Interaktion zwischen Musizierenden ermöglichen, wobei allein geringe Steuerdaten über das Netz geschickt werden. Der Browser wird dabei gleichzeitig zum Musikinstrument und zur Spieloberfläche.

1.1 Unterform A: Interaktion via Audio/Video-Übertragung

Plattformen, die es ermöglichen, dass Musiker*innen potenziell wie über eine Telefonverbindung miteinander interagieren, erscheinen auf den ersten Blick besonders attraktiv. Doch eignen sich gängige Videochat-Plattformen wie Zoom bekanntlich nicht zum gemeinsamen Musizieren, da hohe Verzögerungen entstehen. Abhilfe können bestimmte technische Setups bieten, die jedoch ein besonderes technisches Wissen und spezielle Hardware sowie Voraussetzungen wie etwa Glasfaseranschlüsse benötigen.

Von zentraler Bedeutung für das Musizieren ist dabei eine Synchronisierung der am Musizierprozess Beteiligten, was eine „reziproke Teilhabe am Erlebnisfluss des anderen“ ermöglicht, wie es der Philosoph Alfred Schütz (1972) beschreibt.

Online-Musikplattformen_Musizieren Interaktion via AudioVideo-Übertragung

Seit 2009 gibt es verschiedene Ansätze über das Internet gemeinsam „live“ zu musizieren. Jedoch sind sie bislang ein Nischenphänomen geblieben. Erst im Zuge der Corona-Pandemie erhielt das Thema starke Nachfrage, jedoch setzt diese Musizierform viel spezifisches Wissen und Hardware voraus.

Im Folgenden einige Musikplattform-Beispiele, bei denen sich ein Test lohnt:

1.1.1 Jamulus – Internet Jam Session Software (Empfehlung!)

1.1.2 Sonobus (Empfehlung!)

1.1.3 Farplay

1.1.4 SoundJack

1.1.5 NuCorder

1.1.6 JamKazam

1.1.7 Audiomovers (DAW PlugIn)

1.1.8 Cockos Ninjam

Ninjam ist weniger abhängig von einer schnellen Internetanbindung. Gemeinsame Jamsessions funktionieren für Loop-basierte Musik, die einen durchgängigen Beat mit einer Bassline und Akkordfolge beibehalten, über die einzelne Interpret*innen improvisieren – wie z.B. beim Blues 😉

// Weitere Hintergründe und Zukunftsaussichten zum Thema

Schon seit 2009 sind verschiedene Lösungsansätze veröffentlicht und verfügbar gemacht worden, um über das Internet gemeinsam „live“ zu musizieren. Jedoch konnte sich bisher keine davon etablieren. Im Gegenteil sind die meisten anfangs erfolgsversprechenden Ansätze heute gar nicht mehr nutzbar. Beispiele sind die Pioniere in diesem Feld jamLINK und eJamming.
Auch die Plattform Sofasession lief 2017 und 2018 noch recht erfolgreich. Jedoch musste der Betreiber das Angebot nach eigenen Angaben aufgrund von Finanzierungsproblemen schließlich einstellen. Insbesondere die Serverkosten konnten von dem kostenlosen Angebot nicht gedeckt werden. Der Betreiber der Plattform hat sich in Reaktion auf die Corona-Krise für einen Neustart entschlossen, jedoch läuft die Plattform bisher noch nicht stabil.

Große Hoffnung werden aktuell in Digital Stage gesetzt: Ein vielversprechendes und breit von verschiedenen Institutionen unterstütztes Projekt, das diese Zugangsbarrieren zur optimierten Interaktion via Audio/Video-Übertragung zu senken versucht, ist Digital Stage.

Entwickelt wird ein Audio-Video-Konferenzsystem mit gemischten Server- und Punkt-zu-Punkt Verbindungen, das speziell für die Bedürfnisse von Musik, Tanz, Theater und bildender Kunst entwickelt wird. Drei Versionen mit unterschiedlichem technischen Aufwand und variierender Qualität der Übertragung sind in Arbeit:

  1. Version: digital stage web – Browser-basiert, mit jedem Internet-Gerät nutzbar
  2. Version: digital stage pc – lokal installiertes PC-Programm
  3. Version: digital stage box – käuflich erhältliche Hardware (ohne PC nutzbar)

Die Varianten bieten eine Audioverzögerung im Bereich von unter (1.) 100ms (2.) 50ms und (3.) 30ms. Diese Verzögerungen sind erwartbare obere Durchschnittswerte, in Tests wurden unter guten Bedingungen auch wesentlich geringere Zeiten gemessen (z.B. wenn sich alle Teilnehmer in derselben Region befinden oder in größeren Städten mit guter Internetverbindung).

Inzwischen arbeiten etwa 120 Menschen an dieser Entwicklung und es sind zahlreiche Partner*innen wie Verbände, Hochschulen, technische Unterstützer*innen sowie auch Geldgeber*innen mit im Boot. Wann eine für die Allgemeinheit nutzbare Version fertig gestellt ist und ob diese Version dann auch Verbreitung findet, kann jedoch noch nicht gesagt werden. Im Fokus des Projektes Digital Stage stehen eher Institutionen wie Theater und Orchester, Anwendungen für kleinere Musikprojekte, Lehrangebote oder Hobbymusiker werden bislang nicht unterstützt.

 


1.2 Unterform B: Interaktion über ein Browser-Interface

Warum funktioniert die zeitkritische Interaktion bei Computerspielen so gut? Mittlerweile hat sich auch bei Action-Games das gemeinsame Spielen via Internet durchgesetzt, wobei Verzögerungen in der Interaktion spielentscheidend sind. Ein zentraler Punkt für das Gelingen liegt darin, dass die Games geschlossene Systeme darstellen und nur geringe Datenmengen zwischen den Spielkonsolen ausgetauscht werden: die Steuerdaten. Video und Ton werden nicht übertragen sondern lokal erzeugt.

Online-Musikplattformen_Musizieren Interaktion Browser-Datenübertragung

Auch für Multiplayer-Games wie Dota 2, World of Warcraft und Fortnite, die über das Internet gemeinsam gespielt werden, ist Interaktion in „Echtzeit“ von entscheidender Bedeutung. Eine dafür notwendige ultra-gering verzögerte Interaktion wird dadurch ermöglicht, dass anstatt umfangreicher audiovisuelle Daten allein minimale Steuerdaten zwischen den beteiligten Rechnern ausgetauscht werden.

Im Netz lassen sich auch einige Musikplattformen finden, die nach diesem Prinzip funktionieren und beispielsweise Midi-Daten übertragen, die auch bei begrenzter Internet-Bandbreite eine beinahe verzögerungsfreie Interaktion ermöglichen. Hervorzuheben ist dieser Typus von Musikplattformen aber auch deshalb, da sie als Versuche gewertet werden können, den Prozess einer gemeinsamen Kommunikationsform im Internet zu ästhetisieren und damit auf eine andere kreative Ebene zielen: Auf das Herausarbeiten neuer Formen kollektiver Kreativität, bei der sich digitales Musikmachen von einer individualisierten Kultur zu einer kooperativen, interdisziplinären, dialogischen Form entwickelt.

Im Folgenden einige Vertreter, bei denen sich ein Test sicher lohnt:

1.2.1 multiplayerpiano

Die Plattform multiplayerpiano ermöglicht, dass Nutzende neben Maus und Tastatur auch über an den lokalen Rechner angeschlossene Midi-Keyboards miteinander interagieren können. Übertragen werden dabei allein Steuerdaten, so kann mit kaum wahrnehmbarer Verzögerung im Ensemble über das Internet musiziert werden.

online musikmachen multiplayerpiano

Alternativ kann auch mit einem MIDI-Keyboard musiziert werden.

Eine ähnliche Funktionalität bietet die Webseite https://www.pianorhythm.me/

1.2.2 Shared Piano (aus Chrome Experiments)

Diese Webseite hat mit einem angeschlossenen Midi-Keyboard ohne merkliche Verzögerung funktioniert.

Auch bei dieser Webseite kann mit einem angeschlossenen MIDI-Keyboard online musiziert werden. Es gibt eine ganze Reihe an Einstellungsmöglichkeiten für die Darstellung.

 

1.2.3 Plink

Plink_Online_Musik machen

Das Online-Musikinstrument erscheint erst simpel, doch lässt sich damit sehr effektiv gemeinsam mit anderen per Maus improvisieren.

Ähnlich soll laut Webseite auch diese App funktionieren: https://wejam.com/

 


2. Das Netz als Konzertbühne (Synchronisiertes Musik-Erleben)

Mit Videochat-Plattformen wie Zoom gibt es die Möglichkeit im Zusammenhang mit einer Bildschirmfreigabe den Ton eines geteilten Browsers zu übertragen. Dies ermöglicht eine einfache Form, z.B. gemeinsam ein Musikvideo zu sehen oder Songs auf Spotify zu hören. Auf diese Weise kann zusammen Musik angehört und etwa analysiert oder alternative Lösungsansätze diskutiert werden.

Online-Musikplattformen_Musikerleben Online Konzerte

Heute werden mehr und mehr Beispiele populär, die es ermöglichen Live-Events und vorproduzierte Inhalte zeitlich synchronisiert über das Internet zu erleben.

Zoom

Im Zuge der Corona-Krise bestreiten einige Lehrkräfte neue Wege, denn ihren Unterricht konnten sie auf die gewohnte und erfolgreiche Weise nicht weiterführen. Aus unterschiedlichen Gründen wird im Musikbereich die Videochat-Plattform Zoom häufig verwendet. Besonders die Funktion „Originalton“ ermöglicht eine passable Audioübertragung. In diesem Beitrag finden sich eine Vielzahl an Tipps zu diesem Thema: http://forschungsstelle.appmusik.de/kuenstlerischer-einzelunterricht-mit-zoom/

Eine erweiterte und noch differenzierter anpassbare Möglichkeit, die auch mit anderen Videochat-Anbietern funktioniert, bietet ein virtuelles Mischpult (wie im folgenden Video beschrieben), mit dem auch mehre Quellen direkt in die Konferenz hinein übertragen werden können: Beispielsweise eine über eine externe Soundkarte angeschlossene E-Gitarre, der Ton eines YouTube-Videos, ein Musikbeispiel von Spotify oder die Tonausgabe eines Notensatzprogramms.

Das Video gibt eine Schritt für Schrittanleitung.

Doozzoo

Die Online-Musikplattform Doozzoo richtet sich speziell an Lehrkräfte und Musikschulen. Sie bietet einen kostenpflichtigen Online-Streaming-Dienst an. Ab 15 Euro pro Monat können Musiklehrkräfte bis zu fünf Schüler*innen unterrichten.

Bei dieser Musikplattform geht es nicht darum, die Latenz des Internets zu minimieren. Doozzoo verfolgt eine andere Strategie: Die Web-Anwendung misst in einem kurzen Test die Roundtrip-Latenz der beiden Audioverbindungen von Schüler*in und Lehrkraft, indem es einen Klicktrack abspielt und aufnimmt. Daraufhin ist es möglich, dass Musik von beiden synchronisiert gehört werden kann. Aber ein Zusammenspiel ist damit nicht möglich. Konzept ist es vielmehr, dass von Lehrkräften und Schüler*innen eine gemeinsame Zeitbasis für das Mitspielen zu Playbacks geschaffen wird und die Audioqualität höher ist als bei anderen Verfahren.

Zoom-Konzerte

Videochat-Plattformen wie Zoom werden auch als Möglichkeit genutzt, um Konzerte oder Events durchzuführen.

live music via Zoom

Indem sich Zuhörende auch als Publikum sichtbar machen können, wird Partizipation im Sinne eines Publikums ermöglicht.

Für die Beteiligten ist die Möglichkeit, die anderen Beteiligten visuell wahrzunehmen wohl eine wirkungsvolle Form, um die eigene Präsenz am Geschehen zu spüren.

Facebook Watch-Partys

Eine andere Form, synchronisiert miteinander Videos anzuschauen und sich dabei parallel mit Freunden per Chat auszutauschen, bietet die Funktion „Watch-Partys“ von Facebook.

JQBX (JU·KE·BOX)

Die DJ-Plattform erlaubt es, mit Freunden gemeinsam Musik zu hören und sich parallel dazu per Chat auszutauschen.

JQBX (JU·KE·BOX)

Mit JQBX DJ sein, an einer Party teilnehmen oder sich einfach zurücklehnen und mit Freunden oder Fremden aus aller Welt synchronisiert Musik hören.

Spotify Gruppen-Sessions

Ende Juli 2020 hat Spotify für Abonnent*innen des Premiumzugangs eine neue Gruppen-Sessions-Funktion verfügbar gemacht. Freunde lassen sich über einen entsprechenden Code einladen, um synchronisiert Musik zu hören. Dabei können unabhängig von der Entfernung – ob zwei Meter voneinander entfernt oder tausend Meilen – die Mitglieder einer Gruppe alle zur gleichen Zeit denselben Inhalt auf ihren eigenen Geräten hören (und die Wiedergabeliste bearbeiten). Gruppen von zwei bis fünf Personen können diese Funktion gleichzeitig nutzen, indem sie einen „Join“-Link über Messaging-Apps oder soziale Medien miteinander teilen.

Videostreaming-Plattformen

Eine weitere verwandte Form ist das Streaming über eine der vielen Streaming-Plattformen wie Twitch, die einer öffentlichen TV-Übertragung ähneln. Neben der audiovisuellen Übertragung ist der Chat ein zentrales Element, der es dem Publikum nicht nur ermöglicht mit den anderen Zusehenden sondern häufig auch mit den Übertragenden selbst zu interagieren. Hierbei steht aber eher der Charakter eines öffentlichen Ereignisses im Vordergrund als eine musikbezogene Interaktion aller Beteiligten. Diese Form ist flüchtiger als ein Konzert über eine Videochat-Lösung.

Musik online Twitch Musikmachen2

Mittlerweile nutzen immer mehr Musiker*innen die Möglichkeit von Zuhause aus Konzerte zu geben. Viele Plattformen wie Twitch und mittlerweile auch YouTube ermöglichen es auch, dass die Zuschauenden dafür spenden können.


3. Das Netz als geteiltes Produktionstool (Kollaboratives kompositionsorientiertes Musikmachen)

Komposition und Musikproduktion sind klassischerweise eher musikalische Handlungsformen, die nicht durch eine miteinander körperlich koordinierte Interaktion zwischen Menschen geprägt sind. Bei Kompositionen handelt es sich üblicherweise um Prozesse der Überarbeitung und Verfeinerung von musikalischen Ideen. So sitzt ein Komponist am Klavier oder Schreibtisch und notiert Noten auf ein Notenblatt oder mittels eines Computerprogramms. Auch Produzenten arbeiten in Tonstudios häufig für sich und entwickeln aus den Aufnahmen in einem intensiven, iterativen Arbeitsprozess die ‚perfekte Mischung‘.

Wenn Kompositions- und Musikproduktionsprozesse doch in Gruppen stattfinden, so erhält häufig der verbale Austausch in Form von sprachlicher Aushandlung möglicher Optionen einen hohen Anteil gegenüber der tatsächlichen Ausformulierungsarbeit mit den Kompositions- bzw. Musikproduktionsprogrammen. Kompositorische Prozesse lassen sich dagegen in vielen Fällen eher als zeitintensives Abwägen von Lösungen charakterisieren. Auf Online-Plattformen können Aushandlung von künstlerischen Entscheidungen auch zeitlich unabhängig realisiert werden, wobei Stunden oder Tage zwischen den Dialogbeiträgen liegen können. Außerdem können mit demselben Material auch alternative Lösungsansätze entwickelt werden, die dann vergleichen werden können. Da die Studiosoftware online ist, haben alle Beteiligten nicht nur das gleiche Material, sondern auch die gleichen Programme und Effekte etc. Alle haben die gleiche Produktionsumgebung.

Online-Musikplattformen_Noten und Musikproduktionen im Netz

Im Unterschied zu den beiden ersten Formen musikalischer Praxis, bei denen eher zeitkritische, körperbezogene, vollzugsorientierte Interaktionen im Hier und Jetzt von zentraler Bedeutung sind, gibt es kollaborative Formen, die eher asynchron – also zeitlich unabhängig voneinander – stattfinden können.

Im Unterschied zu Arbeitsweisen, in denen Noten oder Aufnahmen über das Netz geschickt werden, findet die Bearbeitung und Produktion direkt im Internet statt. Dadurch ist gewährleistet, dass die Beteiligten immer die jeweils aktuelle Version zur Verfügung, selbst Zugriff auf das gesamte Material haben und so eigene Varianten produzieren können. Dabei kann der Urheber entscheiden, wer die ‚Rechte‘ erhält, um das Material zu verwenden: Musikalisches Material wird für bestimmte Nutzer online zur Verfügung gestellt und prozessiert.

Viele der im Folgenden vorgestellten, browserbasierten Musikanwendungen zur Komposition und Musikproduktion lassen sich auch auf Smartphones und Tablets nutzen. Sie erfordern im mobilen Browser keine Installation und sind somit sowohl für Android und iOS gleichermaßen nutzbar.

3.1 Notensatz/Komposition

Online gibt es verschiedene Plattformen, Kompositionen kollaborativ zu bewerkstelligen. Das Notensetzen oder die kompositorische Arbeit des Formulierens von musikalischen Gedanken in Form von Noten oder des Editierens erfolgt asynchron.

Noteflight

Noten können bei Noteflight direkt im Browser notiert werden. Sie können von bestimmten Nutzer*innen angehört und kommentiert werden. Auch kann das Recht eingeräumt werden, dass andere Nutzer*innen ihre eigene Version aus vorhandenen Kompositionen erstellen, die mit dem Original verbunden bleibt.

Flat.io

Die Musikplattform Flat.io bietet eine Alternative zum recht populären Noteflight.


3.2 Sequenzer/Musikproduktion

Im Netz können auch ganze Musikproduktionen im Browser gemacht werden: Es können einzelne Klänge und längere Gesangs- und Instrumentenspuren aufgenommen oder auch auf Loops zurückgegriffen werden. Auch hier eröffnen sich dadurch neue flexible Möglichkeiten zur musikalischen Kollaboration. Im Folgenden sei eine Auswahl an Vertretern vorgestellt:

SoundTrap

BandLab

Soundation

Amped Studio

Audiotool


3.3 Musikapps

Gleichzeitig existieren auch Musikapps, die umfangreiche Funktionen zur kollaborativen Musikproduktion sowie zur Projekt-Kommunikation anbieten. Zusätzlich bieten sie jedoch auch noch eigene Klänge und erweiterte Möglichkeiten zum Improvisieren an.

SongTree (Android & iOS)

BandLab (Android und iOS)

Soundtrap Capture (iOS)

Endlesss (iOS)

Smule (iOS und Android)

Pocketband (Android)

Acapella (iOS)

Das besondere an der App Acapella ist, dass die Möglichkeit zur Kollaboration gleich eingebaut ist. D.h. die Videoaufnahmen müssen nicht erst von allen Beteiligten versendet werden, sondern alle Aufnahmen eines gemeinsamen Projektes sind durch einen geteilten Kanal in der App im Rahmen einer bestimmten Usergruppe gemeinsam verfügbar.

Hier findet sich ein gut nachvollziehbares Tutorialvideo dazu:


4. Das Netz als Forum (sich sprachlich Austauschen)

In dieser Kategorie werden Anwendungen aufgeführt, die dabei unterstützen, dass sich Menschen bezogen auf ihre Musikausübung besonders sprachlich, also durch Kommentare austauschen können.

Online-Musikplattformen_Sich im Netz sprachlich austauschen

Neben musikbezogenen Fachforen können auch Medienplattformen, die auf dem Prinzip des ‚User-generated content‘ basieren, d.h. Plattformen bei denen insbesondere Nutzende selbst Inhalte veröffentlichen.

Solche musikbezogenen Handlungsweisen wurden in die Systematik dieses Beitrags mitaufgenommen, da der Austausch mit anderen Nutzenden in Form von Feedback, Hinweisen, alternativen Lösungsvorschlägen und intensiv geführten Diskussionen die Musikausübung entscheidend mitbestimmen kann (siehe auch Krebs/Godau 2015).

4.1 Videoportale

Dazu gehören im weitesten Sinne YouTube-Tutorials bei denen im Kommentarbereich eine intensive sprachliche Interaktion stattfinden kann. So gibt es auch viele musikbezogene Videos, die Lösungsvorschläge enthalten, welche Ausgangspunkte dafür sein können, mit anderen Nutzenden im Kommentarbereich zu diskutieren.

YouTube_Diskussionen

Manchen Autor*innen, die Videos veröffentlichen, gelingt es besser, mit Nutzenden in einen Austausch zu kommen oder Diskussionen anzustoßen. Das unterstützt wiederum, dass diese Videos leichter auf YouTube zu finden sind und daraufhin mehr angeschaut werden.

Interessant sind auch ganze Serien an Tutorialvideos, z.B. zu musikpädagogischer Praxis mit Online-Musikplattformen:

YouTube-Playlist_Noteflight

In dieser Noteflight-Tutorial-Serie wird ein breiter Überblick zu den verschiedenen Funktionen der Online-Notensatzsoftware gegeben.


4.2 Notenportale

Populäre Vertreter von kollektiven Plattformen, die einerseits zur Sammlung von selbsterzeugten Produkten genutzt werden (Stichwort user generated content) und andererseits zum Austausch genutzt werden, sind Portale für Noten:

Ultimate-Guitar

Chordie


4.3 Videokommentar-Plattformen

Außerdem werden auch Plattformen genutzt, die eher aus pädagogischen Kontexten stammen. Diese erlauben es, sich gegenseitig per Video ein Feedback zu geben:

FlipGrid

FlipGrid ist eine Video-Response-Plattform für pädagogische Kontexte und gehört Microsoft. Besonders nützlich hat sich die Funktionalität erwiesen, Kinder und Jugendliche einladen zu können, zu einer gestellten Aufgabe Kurzvideos von 1 bis zu 5 Minuten in einer geschlossenen Umgebung zu erstellen und für ein Projekt verfügbar zu machen. Videobotschaften sind spätestens seit Apps wie Snapchat, Instagram oder Tiktok unter Jugendlichen weit verbreitet und alltäglich geworden. Interessant für unsere Projekte ist die Funktion, dass per Gast-Link von den Kindern und Jugendlichen auch anonym Videos hochgeladen werden können. Dazu ist dann allein der Link oder ein QR-Code nötig. Per Browser auf dem Laptop oder mit Hilfe von Apps für mobile Endgeräte ist es damit den Kindern und Jugendlichen möglich, einfach und ohne Anmeldung Videoantworten aufzunehmen. Die Teilnehmenden können aus verschiedenen Filtern wählen und auch Emojis verwenden. Dadurch können sie selbst entscheiden, wie sich ‘zeigen’ wollen (auch verpixelt).

Die Online-Plattform FlipGrid ist nur in Englisch verfügbar, doch fällt das nicht weiter auf, da Dozierende eine Projektseite einrichten. Die ‘eingesammelten’ Videos können schließlich von Dozierenden auch heruntergeladen werden und z.B. zu einer Collage verarbeitet werden.

Mit der Plattform FlipGrid wurde bei der app2music_DE Online-Musikprojekte Konzeptideen im Zusammenhang mit dem Konzept ‚Zirkus Digitalus‘ gute Erfahrung im Zusammenhang mit einer Workshop-Gruppe gemacht: Konzeptidee (pdf)

ClipTipp App

Die App ClipTipp bietet Schüler*innen und Lehrkräften eine interessante Möglichkeit, auf ein eingeschicktes Video einen Video-Kommentar zu geben.


4.4 Plattformen, um Kollaborationen anzubahnen

Auf diesen Plattformen kann nicht direkt im Netz Musik produziert werden. Jedoch können Aufnahmen und Ideen für einen gemeinsamen Song geteilt werden.

Kompoz

SoundCloud

Die Kommentarfunktion der Musikplattform SoundCloud ist bis heute eine interessante Möglichkeit, ganz konkret Feedback zu bestimmten Stellen in der Musik zu geben.


Schlussbetrachtung

Ich hoffe, dass bei diesen Beispielen viele Anregungen und Neuentdeckungen dabei sind. Die bis hierhin aufgeführten Beispiele, die den vier Typen zugeordnet wurden, sind dabei sicherlich längst nicht alle nützlichen Online-Musikplattformen. Der Anspruch auf Vollständigkeit und Aktualität erweist sich als problematisch, da das Netz durch seine  dezentrale Struktur und Wandlungsfähigkeit bekanntlich keine festen Referenzen bietet, wodurch jede Link-Sammlung ständig erweitert werden kann und muss. Hoffnung ist es darüber hinaus, dass die Typisierung dabei unterstützt, neue Web-Funde einzuordnen, vielleicht leichter zu verstehen und zielführender nutzen zu können.

Online-Musikplattformen_Typisierung_Überblick

Die Beispiele machen deutlich, dass die Art, wie in einem Bandproberaum musiziert wird oder Musik im Musikstudio entsteht, eine andere ist als die Form, wie vermittelt über Online-Musikplattformen Musik entsteht und ausgeübt wird. Sie bieten eine Vielzahl höchst unterschiedlicher technischer Ansätze zur Interaktion zwischen Beteiligten. Manche wirken verspielt und unmittelbar, andere können stark konzeptionell und vermittelt sein. Sie können zum Experimentieren animieren und gleichzeitig hermetisch wirken, weil sie technisch, ästhetisch oder sozial hoch spezialisiert sind. Für Musiker*innen und Musikpädagog*innen können die hier vorgestellten und typisierten Musikplattformen eine Bandbreite an Perspektiven für die Gestaltung künstlerischer Projekte bieten.

Darüber hinaus lassen sich aber auch Synergieeffekte durch die Nutzung verschiedener Musikplattformen schaffen. So könnten z.B. zwei Musiker*innen, die zusammen Klavier im Duo spielen wollen, die Plattform Zoom zur sprachlichen Kommunikation und die Plattform multiplayerpiano zum Musizieren parallel verwenden, wobei bei multiplayerpiano aufgrund dessen, dass nur Steuerdaten (Midi) übertragen werden, kaum eine Verzögerung im Zusammenspiel entsteht. Dazu müsste jedoch jeweils ein Master-Keyboard an die Laptops der beiden Musiker*innen angeschlossen werden, das zur Dateneingabe fungiert. Dann sollte dem Duo nichts mehr im Wege stehen. Auch könnte Zoom in Kombination mit einer Musikproduktionsplattform wie SoundTrap genutzt werden, um z.B. eine Produktion zu analysieren oder sich über Effektgerät-Einstellungen zu unterhalten. – Wie sicher anhand der Beispiele deutlich wird, eröffnen sich durch die Kombination von verschiedenen Online-Plattformen wiederum noch reichere Möglichkeiten, gemeinsam musikalisch tätig werden zu können. Daher lohnt es sehr sich über Projekte und die erprobten Ansätze auszutauschen. (Nutzen Sie zur Schilderung Ihrer individuellen Erfahrungen gern den Kommentarbereich unter diesem Beitrag.)

Die Bandbreite unterschiedlicher Möglichkeiten zur kreativen Gestaltung von Musik veranschaulicht nicht zuletzt auch, dass man im Zuge der fortschreitenden Vernetzung längst nicht mehr allein vor dem Computer sitzen muss. Vielmehr bieten die unterschiedlichen Musikplattformen Umgebungen an, die es ermöglichen, dass man an einem sozialen Ereignis teilnehmen kann, bei dem man mit anderen menschlichen Akteur*innen Beziehungen formt.

Liebe Vokal- und Instrumentallehrkräfte, liebe Musiker*innen und Musikinteressierte!

Ausdrücklicher Wunsch und große Hoffnung ist, dass die Beispiele von den Leser*innen dieses Beitrags durch Fragen sowie eigene Erfahrungen und Links ergänzt werden. Zur Strukturierung soll die Unterscheidung in die vier Typen (siehe Nummerierung) helfen.

Außerdem könnt Ihr das Vorhaben – Lösungsansätze für gemeinsames Musizieren über das Internet zu finden – auch unterstützen, indem ihr diesen Beitrag teilt und weiterempfehlt, damit er eine möglichst hohe Verbreitung findet. Ziel ist es, auf diese Weise das Thema durch viele neue Anregungen immer weiter auszudifferenzieren. // Vielen Dank für Eure Unterstützung!


16 Antworten zu “Gemeinsam online musizieren – Online-Musikplattformen zum Musizieren und zur kollaborativen Musikproduktion über Distanz”

  1. Sehr geehrter Herr Krebs, vielen Dank für den breiten Überblick zum Thema. Mir ist aufgefallen, dass sie Soundjack noch nicht mit aufgeführt haben. Man kann diese Plattform wohl als browserbasierte Form eines Audio-Video-Konferenzschaltung zum gemeinsamen Musizieren einordnen – also als Alternative zu Jamulus und JamKazam. Gerade in den USA entwickelt es sich zum Standardtool an den dortigen Hochschulen.

    • Vielen Dank Herr Hoene für diesen Tipp. Ich habe SoundJack gern in den Beitrag (oben) aufgenommen. Auf der Webseite findet sich auch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie passende Tutorialvideos und Hinweise zur Hardware-Konfiguration. An dem Lösungsansatz wurde seit 2007 bis heute viel geforscht und die Software stetig weiterentwickelt. Zudem werden Server genutzt, die sich in Deutschland befinden. Super!

  2. Gabriel Gatzsche sagt:

    Wow, das ist ja ein gigantischer Überblick. Evtl. passt ja auch die App Smule noch in die Liste. Sie beschreiben sie ja als „Social Karaoke Singing“ und sie gehört übrigens zu den meistgenutzten Musikapps überhaupt. Die App ist für iOS und Android verfügbar und bietet zudem einen rudimentären Webzugang. Insgesamt ist sie als Online-Karaoke-App, Musikerplattform und soziales Netz für Amateurmusiker in einem. Im Normalfall singt man bei der Online Karaoke immer zeitlich versetzt (also asynchron). In einem Newsfeed bekommt man die Ergebnisse anderer Gesangsduette angezeigt. Außerdem gibt es wohl auch eine (eher experimentelle) Funktion für das gemeinsame Live-Singen gibt, die aufgrund von Internet-Übertragungslatenz diversen natürlichen Einschränkungen unterliegt. Ich kenne mich jedoch nicht wirklich mit Smule aus. Passt aber sicher hier in die Sammlung.

    Viele Grüße, Gabriel

  3. Zu Punkt 4.4. ergänzend, zur „Anbahnung von Collabs“:

    Bei mir haben sich sehr viele Collabs über Facebook ergeben. Ich hab z.B. einen halbfertigen Track oder mehrere gepostet und dazu eingeladen, mitzuwirken, auch in Genre orientierten FB-Gruppen (z.B. Ambient, EM und so) und nicht nur auf meiner Timeline. Auch auf einschlägigen Foren wie das Audiobus-Forum habe ich in der Art gemeinsame Projekte initiieren können.

    Dann gibt es Seiten wie FAWM (fawm.org) wo es darum geht innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens kollaborativ ein Album zu produzieren. Darüber bieten sich dann auch gute Vernetzungsmöglichkeiten. Solche Collabs sind aber auf einen bestimmten Monat oder Zeitraum beschränkt (FAWM = February Album Writing Month -> Februar, es gibt glaub ich auch was im Oktober und dann noch andere). Ich hab bisher ein paar Mal bei FAWM mitgemacht.

  4. Gemeinsam YouTuben!

    Es gibt viele Unterrichtssituationen oder auch Konferenzen, in denen man auf ein YouTube-Video zurückgreifen will. Per Bildschirm-Teilen-Funktion ist dann jedoch der Ton meist mies und das Bild ruckelt arg. Ich habe gerade zufällig ein paar gute Lösungen gefunden, das auch komfortabler machen zu können. Am besten gefällt mir die Plattform Sync-Tube.

    Weitere Ansätze werden hier beschrieben: YouTube-Videos gemeinsam in Echtzeit schauen

  5. Hallo Leute,

    ich will euch hier meine erste Erfahrungen zur neuen Video-Plattform sirius (http://www.sirius.video) schildern. Dieses „Videokonferenzsystem für den Musikunterricht“ gehört zu den Musikplattformen unter 1.1 (Gemeinsam Musizieren: Interaktion via Audio/Video-Übertragung).

    Erfahrungsbericht zum heutigen Online-Unterricht per SIRIUS von meinem Klavier- und Jazzinstitut aus:
    Ich habe einen Schüler in Berlin unterrichtet, der schon seit einigen Monaten online bei mir Unterricht hat. Bisher haben wir mit Skype gearbeitet, heute hab ich erstmals SIRIUS ausprobiert. Der Start war einwandfrei, alles hat gut geklappt. Zur Verbindung muss ich sagen, dass ich heute erstmals mein Macbook mit einem LAN-Kabel CAT 7 mit dem Router verbunden habe, bisher verwendete ich immer WLAN. Es kann sein, dass die sehr gute Verbindung auch dadurch noch stabiler war. Mein Schüler berichtete von einem sehr guten Ton, der bei ihm ankam. Auch das Bild war in Ordnung, keine Aussetzer, kein Verschwimmen. Ich hatte mein Macbook mit einem kleinen USB-Mixer verbunden, an den ein Stereo-Mikroset von Rode angeschlossen war. Alles war gut eingestellt, es gab kein Übersteuern. Als Audio-Ausgang verwendete ich ein Lautsprecher-Paar über Mini-Klinke vom Kopfhörer-Ausgang des MacBooks. Auch mein Schüler war sehr gut zu hören. Die Latenz ist allerdings immer noch vorhanden (gemeinsamer „Klatsch-Versuch“), sodass ein rhythmisches Mitklopfen oder Mitspielen auch auf dieser Plattform nicht möglich ist. Alles in allem scheint mir SIRIUS aber eine gute Alternative zu Skype zu sein.

  6. Gerd Haehnel sagt:

    Erst mal herzlichen Dank für diese Update-Übersicht, ganz großartig! Ich mache seit ein paar Wochen mit dem wöchentlichen gemeinsamen Singen über Zoom sehr gute Erfahrungen, inzwischen ist Lachyoga zum Einsingen dabei, und morgen kommen auch Mitsänger aus den USA dazu. Hier der Ablauf bzw. Rückmeldungen: https://gerd-haehnel.de/wunschsingen/corona/ Ich bin überrascht, dass so ein Gemeinschaftsgefühl entsteht, obwohl ich ja nur Vorsänger bin und die anderen stumm geschaltet sind, geht ja nicht anders wegen der Latenzverzögerung. DESHALB meine Frage: Ich würde gerne mal ein System ausprobieren, das wirklich gemeinsames Singen ermöglicht. Kann man sagen, welches der oben vorgestellten Proberaumsysteme am ehesten Erfolg verspricht? Mit welchem System würden Sie anfangen, es einmal auszuprobieren? Ich wäre bereit, in Technik zu investieren, aber es müsste auch für die Mitsänger zu handhaben sein.

  7. Auch von mir ein ganz herzlichen Dank für diese Zusammenstellung, die ich mir erst nach und nach erarbeiten kann. Das erste Video (zu SoundJack) ernüchtert mich allerdings. Ich sehe zwei ziemlich unüberwindliche Hürden, um zu erreichen, dass wirklich hunderttausende Chorsingende zur Zielgruppe gehören:

    1. Die Latenz bei optimalen Bedingungen wird mit 15–60 ms angegeben. In unserem Probenraum stehen die 24 Sänger*innen max. 7 m voneinander entfernt, ich als Chorleiter max 3,5 m von ihnen. Untereinander gibt es also ein max. Latenz von 20 ms, zu mir von 10 ms. Das ermöglicht mir als Gospelchorleiter rhythmisch ziemlich genaues Arbeiten. Wenn 15 ms sicher erreichbar wären, wäre ich dabei, aber 60 ms finde ich zu viel, um darauf eine Probenarbeit mit rhythmischer Musik aufzubauen. (Das Hörbeispiel „Der Mond ist aufgegangen“ mit bpm = knapp über 60, das hauptsächlich 1/4- und ein paar 1/8-Noten enthält, ist auch kein wirklich überzeugendes Demonstrations-Objekt 🙂

    (1b) Hat schon jemand ausgerechnet, wie die Latenz sinken würde, wenn wirklich alle Chöre von z. B. Berlin an ihren üblichen Proben-Abenden diese Technik nutzen würden – ganz zu schweigen vom 300-Seelen-Dorf mit DSL 6000 oder schlechter, wo plötzlich 30 Chormitglieder gleichzeitig streamen wollen :-)))

    2. Um das System überhaupt nur zu testen, müssten die Amateur-Chorsänger*innen sich folgendes anschaffen:
    a) Netzwerk-Kabel vom Router (evtl. im Keller) bis zum Rechner (evtl. Musikzimmer im Obergeschoss),
    b) gutes USB-Mikrofon oder alternativ Mikrofon + Audio-Interface (müssten jeweils für Studioproduktionen kompatibel sein),
    c) evtl. Adapter (z.B. von USB auf USB-C) um die Kabel oder Hardware an den Laptop oder Tablet anzuschließen.

    Somit erlaube ich mir, Synchron-Online-Proben für die breite Masse der Amateur für unrealistisch zu halten. Für Bands, deren mind. semi-professionelle Mitglieder zu Hause sowieso 1. gut audiomäßig ausgestattet sind, 2. die Investition in Netzwerkkabel etc. (s. o.) sinnvoll leisten können und wollen und sich 3. das Know-How zur optimalen Anpassung der Verbindungsparameter aneignen wollen, sieht das anders aus.

    Die beste Pandemie-Lösung für Chöre sind wohl Hybridproben: Wenn wieder erlaubt, probt ein (Doppel-)Quartett vor Ort, die anderen Chormitglieder sind online dabei. Dafür reicht aber auch Zoom.

  8. Daja-Maria de Jong sagt:

    Liebe GesangslehrerInnen,

    ich schreibe derzeit meine Abschlussarbeit zum Thema Online-Gesangsunterricht am musikwissenschaftlichen Institut in Hamburg und habe eine Umfrage erarbeitet. Ich würde Euch herzlich bitten, an dieser Umfrage teilzunehmen, da ich auf GesangslehrerInnen angewiesen bin.

    Hier der LINK

    https://www.limesurvey.uni-hamburg.de/index.php/296486

    Vielen Dank für den Support!

    Daja de Jong

  9. Volker Kukulenz sagt:

    Als Chorleiter im Popularbereich sehe ich die Bedenken von Peter Hamburger als vordergründig berechtigt, möchte diese aber aus eigener Erfahung stark relativieren:
    Nach einem vielversprechenden ersten Testlauf mit Jamulus werde ich die Software in jedem Fall weiter erproben und auf Wunsch auch hier berichten.

    Jamulus funktioniert zumindest für Testzwecke auch ohne professionelle externe Hardware. Im o.g. Testlauf mit 5 Personen waren Dinge wie ein Handy-Headset und ein Karaoke-Mikrofon im Einsatz, ein Teilnehmer musste mangels Kabel sein WLAN benutzen. Dennoch war das Ergebnis besser als alles, was bisher versucht wurde und alle Beteiligten äußerten den Wunsch auf diese Weise weitere Chorproben durchzuführen.
    Die erlebten 50ms Latenz sind deutlich mehr als in einer realen Probe, aber z.B. mit Klavierbegleitung wird das Timing gleich besser als nicht dirigierter a.c.-Gesang wie beim erwähnten „Der Mond…“.
    Tonqualität hängt natürlich ganz direkt vom verwendeten Equipment ab. Um überhaupt anzufangen reichen aber bescheidenere Mittel. (Man baut ja auch unter normalen Umständen nicht in der ersten Probe schon die große Konzertbühne auf.)

    Der technische Aufwand ist also durchaus vorhanden aber vereinfacht gesagt der vertretbare Preis für wesentlich latenzärmeres Arbeiten. Für den Einstieg können die „Bordmittel“ zusammengekratzt werden, bei Erfolg wird die Investition in hochwertigeres Material sicher attraktiver. Chorsänger sind gewohnt einander zu helfen und werden sich in technischen Fragen gerne gegenseitig unterstützen.

    Technische Randbemerkung: „schnelles Internet“ wird meist missverständlich gleichgesetzt mit hoher Übertragungsrate bzw. Bandbreite. Es handelt sich aber um zwei unterschiedliche Leistungsmerkmale. Für Musik und andere zeitkritische Anwendungen wie online-Gaming geht es vor allem um schnelle Reaktionszeit bei vergleichsweise geringem Datendurchsatz, anders als bei Videostreaming. Eine Stärke von Jamulus ist, auf Client-Seite mit ca. 500kBit/s schon ganz gut auszukommen, da ist auch ein altes DSL6000 noch lange nicht am Ende.

  10. Danke für die tolle Arbeit!
    Das Online-Unterrichten wächst schon jetzt für mich deutlich aus dem Stadium einer „Notlösung“ heraus. In Rücksprache mit Matthias Krebs hier der Link zu einem Video von mir zu dem Thema, das besonders die Hobbymusikerinnen und Musiker anspricht, die das Zusammenspiel in Band oder Ensemble vermissen:
    https://www.youtube.com/watch?v=BqXeH8DZ3DI
    null

  11. Lieber Jürgen, ein sehr schöner Beitrag, den ich etwas vertiefen möchte. Ich nutze Zoom auch, aber ohne Ton. Die Töne hole ich mir seprat über Jamulus. Funzt! ABER: Jeder Mitmusikant sollte mindestens über Download 10-15 MB/s und und Upload 2 MB/s verfügen. In dieser Konstellation können alle Mikros offen und die Instrumente an bleiben, VORAUSGESETZT, jeder hat Kopfhörer auf und orientiert sich NUR am Kopfhörersignal. Hört sich komplizierter an, als es ist und lässt musikalische Dialoge (natürlich eingeschränkt) zu.

  12. Peter Mall sagt:

    Hallo Mathias, danke für die Zusammenstellung. Wir proben seit einiger Zeit erfolgreich mit Jamulus und hin und wieder auch mit JackTrip. Ich habe ein paar Infos dazu auf meiner Webpage veröffentlicht und aktualisiere das auch (aber unregelmäßig).

    https://www.petermall.de/jacktrip

    Freue mich über weitere Anregungen und Austausch!

  13. Matthias Krebs sagt:

    NETZFUND

    Das Video gibt gute Hinweise von einem Experten, der über 20 Online-Musikplattformen angeschaut hat:
    https://www.youtube.com/watch?v=bQ-JwnGM2-c

  14. Sven Urbach sagt:

    Spannend finde ich auch Onlineprojekte mit Gleichgesinnten. Das ist aber dünn bestückt.

    Aktuell gibt es zum Mitmachen ein gratis Klassikprojekt unter https://www.myorchestra.great-site.net/projects.html

  15. Hallo!

    Gibt es eigentlich ein Tool, mit dem ich Audio-Dateien auf den Rechnern der Schüler:innen steuern kann?

    Ich habe Gruppen von maximal 7 Musik-Studierenden und unterrichte über Zoom. Die Qualität der Übertragung von Hörbeispielen (natürlich mit der Originalton-Funktion) ist je nach Bandbreite beim Senden und Empfangen sehr unterschiedlich.

    Ich hätte also lieber ein Tool, das die Audiodatei auf die Empfangsgeräte überträgt und mir dann die Steuerung ermöglicht. Dann hätte ich Original-Tonqualität gekoppelt mit zentraler Steuerung.

    In doozzoo ist so was ja eingebaut. Aber nur für diese Funktion ist mir das Abo zu teuer.

    Gibt’s eine Alternative?

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.