Appmusik in der Praxis (1) – Musikapps in der Schule

Marc Godau | 3. September 2014

In der Entwicklung unseres Projektvorhabens Touch:Music (BMBF) sehen wir es als wichtig an, Akteure und Akteurinnen aus unterschiedlichen appmusikalischen Kontexten zu recherchieren. Dass dies heutzutage nicht mehr nur vereinzelt Ergebnisse hervorbringt, sollte vielen bereits klar sein. Jedoch besteht in der Beobachtung pädagogischer Praxen mit Musikapps ein Defizit. In Form dieser Blogartikel-Serie sollen regelmäßig Musikprojekte von Akteur_innen aus unterschiedlichen appmusikalischen Kontexten vorgestellt werden. Dabei besteht (zunächst) der Fokus auf Appmusik-Projekte aus der pädagogischen Praxis. Ziel ist es, einen Einblick zu bieten, wie einzelne Musikpädagog_innen arbeiten, welche Zielstellungen in der Arbeit entwickelt und verfolgt werden und was unterschiedliche Ansätze verbindet und was sie voneinander trennt.

Unser erster Beitrag behandelt zwei prämierte Schulprojekte, die sich zudem beide mit dem Komponieren auf Musikapps auseinandersetzen.

Store Van Music

Der britische Musiker Neil Johnston leitet das Projekt Store Van Music, das innerhalb und außerhalb Englands mehrtägige Workshops in Schulen initiiert. Wie im Video zu sehen, entstehen Kompositionen zusammen mit den Schüler_innen auf iPads und traditionellen Bandinstrumenten.

Bekannt geworden ist Johnstons Projekt vor allem im Jahr 2012 durch das Stück »We say« als Ergebnis eines ähnlichen Projektes an der Gaywood Primary School. Das damalige Ziel bestand darin, mit 400 4-11jährigen Kindern innerhalb von 24h einen Song mit der Musikapp GarageBand und herkömmlichen Instrumenten zu schreiben, proben, aufzunehmen und schließlich sogar auf iTunes zu veröffentlichen. Der Song schaffte es bereits am Folgetag an die Spitze der UK iTunes children’s songs Charts und brachte einen Erlös von £200.

Auf der Internetseite von Store Van Music wird das Programm iBand unleashed angeboten. Es verspricht in einem 10-wöchigen Kurs Musikpädagogik und iPad-Technologien zusammenzuführen und zudem kompatibel mit den englischen Musiklehrplänen zu sein. Store Van Music ist jedoch kein primär musikpädagogisches Projekt. Wie betont wird, sind es Künstler_innen aus dem Musikbusiness, die hier non-formale Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche anbieten.

Auf methodische Fragen, die das konkrete Arbeiten mit den Schüler_innen oder deren Einbindung betreffen, gibt die Internetpräsenz keine Antwort. Dabei wäre es musikpädagogisch interessant zu erfahren, wie man mit 400 Kindern und Jugendlichen einen Song komponiert. Die hochwertig produzierten Videos und Ausstattung sowie die angekündigte Ländertour hinterlassen ohne Zweifel einen bleibenden Eindruck. Was das genau für ein Eindruck ist, wird sich noch zeigen. Vielleicht gibt das angepriesene Programm iBand unleashed erste Antworten, das wir uns besorgen werden.

Komponieren mit Smartphones und Tablets

Das zweite Beispiel ist das Projekt „Komponieren mit Smartphones und Tablets” des Christlichen Gymnasiums Jena. Als Unterrichtsprojekt des Musiklehrers Dr. Philipp Schäffler mit der Klasse 10b wurde es in diesem Jahr (2014) mit dem ersten Platz und einem Preisgeld von 4000€ beim Europäischen Schulmusikpreis der SOMM (Society Of Music Merchants e. V.) ausgezeichnet.

Die Klasse 10 b des Christlichen Gymnasiums Jena mit ihrem Musiklehrer Philipp Schäffler (hinten links). Foto: Christliches Gymnasium Jena

Für unsere Fragestellung ist nun spannend, was die Jury mit ihrer Bewertung dieses Schulmusikprojektes als „methodisch äußerst differenzierten sowie planvollen und zielgerichteten Arbeiten“ meint. Wie wird beim Musikmachen auf Heterogenität eingegangen? Wie arbeiten die Schüler_innen oder wie gelangen sie zum Ziel? Welche Rolle spielt der Anleitende?

In einer schnellen Antwort auf eine Anfrage per E-Mail gab Herr Schäffler mir den Hinweis, dass in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift Musik und Bildung ein Artikel zu seinem Projekt erscheinen wird. Methodisch ist das Projekt im Schwerpunkt so ausgerichtet, dass die Schüler_innen selbstständig austesten und der Lehrende dabei begleitend in Erscheinung tritt. Ich freue mich schon, genaueres darüber zu erfahren, wie sich das in der Praxis genau darstellt.

Wie weiter?

In einem ersten, zarten Fazit sei hervorgehoben, dass beide Projekte das Komponieren in den Vordergrund der Arbeit mit heterogenen Gruppen stellen. Damit wird zwar ein thematischer Rahmen umrissen, der in einem nächsten Schritt die Fragen nach Methoden der Umsetzung weiter offen hält.

Wer kennt ähnliche oder ganz gegensätzliche Appmusik-Projekte? Wie wird dort gearbeitet und welche Zielstellungen werden angelegt?

Mit diesem Artikel ist nur ein Anfang gemacht und es sollen nach und nach weitere Projekte vorgestellt werden. Es bleibt ein spannendes Feld!


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